Dear Swiss people,
Langsam wird’s gruselig. Nachdem sich 20min schon im Umgang mit Rassismus vorbildlich mit den eigenen Leserbeiträgen auseinandergesetzt hat, wiederholen sie diesen didaktisch klugen Kniff heute wieder im Zusammenhang mit der neuen Bachelorette-Kandidatin:
Anstatt einfach die anstössigen Kommentare zu moderieren aka zu löschen, setzt sich Autorin Julia Panknin kritisch mit der unmotivierten Verachtung auseinander, welcher der Kandidatin Frieda Hodel entgegenschlägt. Und nicht nur das! Sie holt sogar die Expertenmeinungen von Franziska Schutzbach vom Zentrum Gender Studies der Universität Basel und Dr. Christa Binswanger, Leiterin Fachbereich Gender und Diversity an der Universität St. Gallen ein.
Ein Artikel, der die Auseinandersetzung mit Gender nicht ins Lächerliche zieht, sondern als Autorität zum Thema Sexismus heranzieht? Und das in der 20min? Ich bin begeistert!
Die Kommentare unter diesem Artikel sind freilich weitestgehend widerlich und bestätigen wiedermal Lewis‘ Law:
„Comments on any article about feminism justify feminism.“
Einer der Punkte, der in den Kommentaren immer wieder aufkommt müsste meiner Meinung nach aber noch angesprochen werden: Die Tatsache, dass ein beträchtlicher Anteil der hasserfüllten Äusserungen von Frauen ausgeht. Diese mangelnde Solidarität ist allerdings kein Zeichen dafür, dass sich dieses Phänomen nicht der sexistischen Logik des Patriarchats unterwirft. Oder einfacher: Es sind nicht Frauen, die sich dieses frauenfeindliche System ausgedacht haben. Aber dadurch, dass wir auch in dieser sexistischen Gesellschaft aufgewachsen sind, haben wir die Diskriminierung internalisiert und arbeiten jetzt aktiv daran mit, die als Konkurrentinnen wahrgenommenen Frauen unten zu halten. Ein wahrer Kunstgriff des Unterdrückersystems. Weil wir uns selber unterworfen haben und uns einer vergleichbaren Exponierung fürchten, verurteilen wir lieber die anderen, um uns unseren gemütlichen Platz zu sichern.
Jedenfalls ein sehr lobenswerter Beitrag von Frau Panknin, danke dafür!
[…] Und dann schlägt man die Zeitung auf und erfährt, dass anscheinend ein potentieller Fehltritt einer einzigen Frau den Feminismus um Jahrzehnte zurückwerfen soll, oder dass wieder “Germany’s Next Topschlampe” gesucht wird, oder man liest davon, wieviel Hass einer Frau in der Öffentlichkeit entgegenschlagen kann, nur weil sie existiert. […]
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