Dear Swiss people,
Man darf die Augen nicht vor dem Leid anderer Menschen verschliessen. Es gibt Leute auf dieser Welt, die sind innerlich so zerfressen von ihren Unsicherheiten und Ängsten, dass sie ihre Stellung als stellvertretender Ressortleiter Kultur beim Tagi dazu zu benutzen, ihre Bitterkeit zum Ausdruck zu bringen. So zum Beispiel Philippe Zweifel.
Dem Philippe geht es nicht so gut. Er hat nämlich ganz schlimme Angst davor, von Frauen „eiskalt“ zurückgewiesen zu werden. Und diese Horrorvorstellung ist bei ihm derart extrem ausgeprägt, dass er sich an einem humorvollen und selbstkritischen Artikel von Esther Meyer in der Sonntagszeitung aufhängt und darüber einen einigermassen wirren und aggressiven Artikel verfasst.
Schaut, der Philippe ist nämlich nicht so gut im Leseverständnis. Sonst wäre ihm wohl aufgefallen, dass seine wenigen inhaltlichen Kritikpunkte Meyers Text grundsätzlich missverstehen und/oder ignorieren.
So zum Beispiel hier:
Die Unfähigkeit einiger Damen, zwischen Galanterie und Sexismus zu unterscheiden, ist verblüffend. Sowieso scheint sich der Emanzipationsgedanke beim Flirten noch nicht vollständig durchgesetzt zu haben. Wie wärs, wenn Frauen auch mal den ersten Schritt machen?
Eine super Idee! Es flirtet sich direkt viel leichter, wenn sich beide Seiten bemühen. Und weil das so eine tolle Idee ist, hat Frau Meyer die natürlich auch schon gehabt.
Und jetzt soll mir keiner kommen mit «Hättest ja auch du den ersten Schritt machen können!». Ich bin sehr pro Ersten-Schritt-Machen, 2015-Emanzipation und so. Ich habe auch schon Dialoge gestartet, die dann aber wie eine Wasserquelle in der Sahara versiegt sind.
Was mit den Männern los sei, fragte Esther Meyer gestern in der «SonntagsZeitung» und beklagte auf zwei Seiten die fehlende Flirtwilligkeit der Zürcher Männer. Die Antwort ist simpel: Die Wahrscheinlichkeit, eiskalt abgewiesen zu werden, liegt für Zürcher Männer bei ca. 99 Prozent. Sogar Meyer, die offenbar auf Männersuche ist, gesteht: Als sie im Coop von einem Mann angesprochen wurde, habe sie schnippisch reagiert und ihn am Regal stehen lassen.
Der Bedauernswerte wird wahrscheinlich niemals wieder eine Frau ansprechen – ausser er ist ein «Balkan-Macho». Aber die sind den Zürcherinnen ja auch nicht genehm.
Das klingt aber auch gemein! Da muss sich die Tante aber nicht wundern, wenn sie keiner heiraten will. Sowas! Wobei…In ihrer Darstellung sieht die Sache aber leicht anders aus:
Ich wurde vor einigen Jahren von einem jungen Herrn im Coop angesprochen. Ich war so verwirrt, dass ich zürcherisch schnippisch reagierte. Ein paar Gestelle weiter war mir das a) peinlich, wollte ich ihm b) zu seinem Mut gratulieren und ihn c) ermuntern, nicht damit aufzuhören, auch wenn er sich mit der Limmatstadt ein hartes Pflaster ausgesucht hat. Ich hab ihn leider nicht mehr gefunden. An dieser Stelle: Chapeau, Jüngling vom Coop an der Höschgasse.
Denn die Zürcher Frau sieht den Flirt als Angriff. Er verunsichert sie. Sie denkt: Was will der von mir? Seinen Penis in mich reinstecken?
Ausserdem gäbe es wohl viele Männer, die gerne einmal als Sexobjekte behandelt würden.
Das Karma wirds einem verdanken.
Kein Feuer, keine Annäherungsversuche: Interessanterweise klingt das Lamento von Esther Meyer über Zürichs Männer ähnlich wie meines über die Zürcher Frauen. Zürcher und Zürcherinnen scheinen dasselbe Problem zu haben. Ein Wunder, dass sie sich überhaupt fortpflanzen.
Deshalb: Es muss an der Stadt liegen. An den Bewohnern, den männlichen wie auch weiblichen. Es wird lieber dem Geld hinterhergerannt, als sich um Zwischenmenschliches gekümmert.