Dear Swiss people,
Wieder einmal eine inspirierende „Analyse“ im Tagesanzeiger. Wenig überraschend stammt auch dieses pseudo-tiefgründige Textchen von der guten Frau Binswanger, bekannt für ihre verächtlichen Kommentare über das eigene Geschlecht und ihren geringen Hang zum Tiefgang.
Frau Binswanger widmet sich gerne Themen wie:
- Hinterhältige Frau zerstört im Alleingang Feminismus und lügt spasseshalber über Vergewaltigung: http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/KoOpfer/story/21692102?track
- Madonna ist über 50 und trägt enge Sachen – Kein Schamgefühl!: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/diverses/Fall-einer-Superheldin/story/28823305?track
- Frauen verdienen Geld mit ihren „monströsen“ Hintern und sind gemein zu dünnen Frauen: http://www.tagesanzeiger.ch/leben/gesellschaft/Pokultur/story/12944801?track
Diesmal widmet sie sich dem Netflix-Hit House of Cards. Unter dem unglaublich trivialen und abgeschmackten Titel „Eiskalte Engel“ stellt sie die (alberne) Frage, ob die „machtbesessenen Frauen“, von denen die Serie angeblich lebt, als Vorbilder taugen. Die machtbesessenen Männer finden keine Erwähnung. Binswanger behauptet, in den USA sei eine Diskussion darüber entbrannt, ob die Figur der Claire Underwood als feministisches Idol zu verstehen sei. Wo genau sie diese Einschätzung hernimmt, bleibt unklar. Auf Belege wartet man vergeblich. Wie immer verpasst Frau Binswanger hier genauso sicher den Punkt wie auch den guten Ton. Das feministische Element der Serie ergibt sich natürlich nicht aus einem potentiellen Nacheifern der fiktiven Figur.
Das Ziel von Feminismus besteht selbstverständlich auch nicht in der möglichst schmeichelhaften und fehlerlosen Darstellung des Wunderwesens Frau. Vielmehr geht es darum, dass hier eine Serie produziert und freudig rezipiert wird, bei der Frauen wie Männer als komplexe, moralisch ambivalente, von vielschichtigen Motiven angetriebene Wesen dargestellt werden und nicht auf Stereotypen reduziert werden. Und versucht man, dem Zuschauer zu unterstellen, er würde nur Gefallen an Figuren finden, denen er nachzueifern gedenkt, tut man auch dem Zuschauer Unrecht.
Gerade die letzen Jahre sind in Film und Fernsehen geprägt von Anti-Helden: Walter White, Sherlock Holmes, praktisch der gesamte Cast von Game of Thrones und nicht zuletzt Claires Ehemann; Frank Underwood. In diesen Fällen entbrannte interessanterweise keine solche Diskussion über den Vorbildcharakter. Es ist wohl anzunehmen, dass Methdealer, Drogensüchtige, Mörder und Vergewaltiger besser zum Nacheifern geeignet sind als „machtbesessene Frauen“. Zumindest Frau Binswangers Logik zufolge.